Nina Schwichtenberg: "Ich sehe ayen als Abbild meines modischen Ichs"
Influencer Stars wie Aylin König, Karin Teigl, Vicky Heiler und Daniel Fuchs bauen sich mit ihren eigenen Brands ein Business abseits von Social Media auf. Nun folgen Nina Schwichtenberg und Patrick Kahlo mit ihrem Label ayen. Drei Jahre arbeitet das Paar aus München an der Idee, kämpft mit Rückschlägen und launcht im Juli 2019 schließlich eine Marke, die sich dicht an der visuellen DNA von Ninas Blog fashiioncarpet bewegt. Wir wollen von Nina wissen: Welche Mode verbirgt sich hinter ayen und warum begeben sich Nina und Patrick in die Welt von E-Commerce und Fashion Design?
styleranking: Was müssen wir über dein neues Label wissen?
Nina Schwichtenberg: Mein Freund Patrick und ich arbeiten seit über drei Jahren an der Idee eine eigene Brand zu gründen. Wir hatten in Vergangenheit bereits mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Vor über zwei Jahren haben wir versucht ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, sind mit dem damaligen Konzept aber gescheitert. Mit ayen realisieren wir ein Herzensprojekt. Die Kleidungsstücke spiegeln meinen eigenen Stil wider. Ich sehe die Marke als Abbild von mir, meiner Person, meinem modischen Ich.
styleranking: Welche Learnings nehmt ihr aus dem ersten Fehlversuch mit?
Nina Schwichtenberg: Patrick und ich haben gelernt uns in Geduld zu üben. Wir haben erkannt, dass die Arbeit mit anderen Menschen viel Flexibilität erfordert. Schließlich brauchen wir die Unterstützung von Produzenten, vom Zoll oder den deutschen Ämtern.
styleranking: Wie lange hat es von der Idee zu ayen bis zum ersten Drop gedauert?
Nina Schwichtenberg: Wir arbeiten seit einem Jahr an ayen. Durch den gescheiterten ersten Versuch beschäftigt uns das Thema aber seit drei Jahren emotional.
"Als Konsument vermisse ich das Mittelmaß zwischen klassischen Streetwear Marken und hochpreisigen Premium Marken"
styleranking: An welche Frauen richtet sich die Kollektion?
Nina Schwichtenberg: Wir denken an kein vorgefertigtes Frauenbild und richten uns an alle Arten von Frauen. Ich finde es unmodern, sich als Marke nur auf eine bestimmte Zielgruppe zu fixieren. Wir möchten Frauen aus unterschiedlichen Berufsklassen, Altersklassen und Interessensgruppen ansprechen.
styleranking: Wie gestaltet ihr die Preis- und Größenspanne?
Nina Schwichtenberg: Wir starten mit der ersten Kollektion bei Kleidergrößen von 34 bis 40 und einer Preisrange zwischen 100 und 170 Euro.
styleranking: Welchem Markenumfeld schreibt ihr ayen zu?
Nina Schwichtenberg: Als Konsument vermisse ich auf dem Markt oft das Mittelmaß zwischen klassischen Streetwear Marken und hochpreisigen Premium Marken. Wir versuchen diese Lücke mit ayen ein Stück weit zu schließen.
styleranking: Welches Team arbeitet an ayen?
Nina Schwichtenberg: Ich finde es erschreckend und faszinierend zugleich, was wir zu zweit in den letzten Monaten alles geschafft haben. Patrick und ich haben 99 Prozent der Labelgründung und alles, was dazu gehört, alleine bewältigt - von der Gründung, über das Design bis hin zum Content. Lediglich beim Aufbau des Onlineshops helfen uns zwei Experten.
styleranking: Du bist keine gelernte Designerin - woher holst du die Skills für deine Entwürfe?
Nina Schwichtenberg: Ich möchte mich nicht auf eine Stufe mit echten Designern stellen, den Anforderungen werde ich nicht gerecht. Meine Skills ziehe ich aus der jahrelangen Arbeit in der Modebranche. Ich habe mir Fachwissen in den Bereichen Schnitt, Material, Design und Zusammensetzung angeeignet. Darüber hinaus schaue ich mir die Zusammenstellung meines Kleiderschranks an. Viele meiner Items fallen in die Kategorie klassisch und zeitlos. All das übertragen wir auf ayen.
styleranking: Mit welchen Materialien arbeitet ihr?
Nina Schwichtenberg: Wir legen Wert auf hochwertige Materialien, die sich sowohl angenehm tragen als auch pflegen lassen. In der ersten Kollektion gibt es ein Kleid aus 100 Prozent Baumwolle. Zudem nutzen wir mit Tencel einen nachhaltigen Werkstoff, der zum Beispiel aus Eukalyptus gewonnen wird. Die Auswahl der Textilien treffen wir unter anderem auch gemeinsam mit den Produzenten. Sie unterstützen uns mit ihrer Expertise und erklären, welche Stoffe mit welchen Kleidungsstücken vereinbar sind.
styleranking: Du hast ursprünglich als Mode-Redakteurin gearbeitet - jetzt startest du dein eigenes Label. Warum?
Nina Schwichtenberg: Unser Herz schlägt für die Online- und Modewelt. Mit ayen wollen wir uns ein zweites Standbein aufbauen. Das Label ergänzt die Marke Fashiioncarpet sinnvoll, soll langfristig aber unabhängig davon bestehen können. Wir haben uns daher ganz bewusst gegen Brand Namen wie Fashiioncarpet oder Fashiioncarpet Collection entschieden.
styleranking: Empfiehlst du jedem Influencer plattformübergreifend zu agieren?
Nina Schwichtenberg: Ich persönlich fand es schon immer kritisch, sich von einer einzigen Plattform abhängig zu machen. Viele meiner Kollegen haben aufgehört zu bloggen. Wir legen bei Fashiioncarpet hingegen nach wie vor großen Wert darauf, dass mehrmals die Woche journalistische Artikel zu verschiedenen Themen online gehen. Tendenziell rate ich jedem zu einem Plan B. Uns hilft die Abwechslung, andere Gespräche zu führen, neue Leute und Sichtweisen kennenzulernen sehr. Ich glaube auch, dass man sich nur so weiterentwickeln kann.
styleranking: Aylin König und Vicky Heiler arbeiten ebenfalls mit eigenen Marken. Was unterscheidet ayen von anderen Influencer Labels?
Nina Schwichtenberg: Aylin und Vicky sind sehr gute Freundinnen von uns. Ihre Shops inspirieren mich und dienen uns als Vorbild. Ich weiß, dass wir bei Fragen und Problemen jederzeit auf die beiden zukommen können. Dieser Austausch untereinander ist wahnsinnig wertvoll und wir sind sehr dankbar dafür, solch inspirierenden und lieben Menschen in unserem Umfeld zu haben. Wir mögen Harmonie und vermeiden Konkurrenzdenken seit jeher, einfach weil es einen nur blockiert und unglücklich macht. Der Markt ist schließlich groß genug für alle.
styleranking: Welche Herausforderung bewältigt ihr aktuell?
Nina Schwichtenberg: Themen wie Marketing, Branding und Wachstum. Langfristig möchten wir, dass ayen gesund und nachhaltig wächst. Damit einhergehend liegt eine Herausforderung auch darin, Kundinnen über die Fashiioncarpet Community hinaus zu gewinnen.
styleranking: Wie geht es nach dem Launch mit eurem Label weiter?
Nina Schwichtenberg: Ich hoffe, dass die erste Kollektion meiner Community gefällt. Als nächstes steht die Arbeit an neuen Designs für den Herbst und Winter an. Wir sehen ayen als nonseasonal Brand und möchten uns von den üblichen Mode- und Zeitzyklen lösen. Langfristig suchen wir nach einer Kontinuität in unserem Workflow und nach Verstärkung für unser Team, da wir zu zweit langsam, aber sicher an unsere Grenzen stoßen. Wir suchen als nächstes Unterstützung im Designbereich, also jemanden, der unsere Kollektionsideen zu Papier bringt und gemeinsam mit uns an neuen ayen Kollektionen arbeitet. Ein weiterer Wunsch wäre eine Präsenz im stationären Einzelhandel, beispielsweise in Form eines Pop-Up Stores. Das bietet noch einmal ganz andere Möglichkeiten mit Kunden in Kontakt zu treten und Produkte zu präsentieren.
styleranking: Welchen Rat gibst du Menschen, die sich selbstständig machen möchten?
Nina Schwichtenberg: Sei mutig. Kläre vorher, ob du dir die Selbstständigkeit finanziell leisten kannst. Dann gilt: Verfolge deinen Traum und lass dich nicht abbringen. Auch wenn ein Down kommt - es folgt ein Up. Am Ende des Tages will ich das Leben gelebt haben, das ich mir wünsche.
styleranking: Vielen Dank für das Interview, Nina.
Anmerkung der Redaktion: Im September 2020 entscheiden sich Nina und Patrick, ihrem Label BANÚ den neuen Namen ayen zu geben. styleranking passt das Interview dahingehend am 30.09.2020 an.