GlosseMit Microsoft Office automatisch E-Mails in Social Media posten

von Roland Schweins
17.01.2021 / 14:46 Uhr

Düsseldorf. 

Wir kennen das aus der Mode. Entwirft einer ein erfolgreiches Modell, stehen die ersten Copycats schon in den Startlöchern. Birkenstock kann davon ein Lied singen, bei UGG dürfte es eine ganze Arie sein.

Jetzt sind auch die Social Media-Plattformen auf die Kopieritis angesprungen. Gefühlt begann alles mit Instagram. Da gab es plötzlich Snaps. Nur, dass die Stories hießen. Bei Youtube gibt’s jetzt TikToks, die heißen aber Shorts. Und auch beim Business-Netzwerk LinkedIn gibt’s jetzt Stories. Die heißen Stories. Auch nach intensivem Brainstorming scheint den Machern kein besserer Name eingefallen zu ein. Google kündigt unterdessen eine WhatsApp-Funktionalität an - die heißt Messages.

Einmal alles bitte, lautet scheinbar die Devise zahlreicher Social Media Plattformen. Copyright: Shutterstock

Krass, denken sich die Instagram-Programmierer, wir brauchen auch sowas wie TikTok. Also führen sie die Reels ein. Daraufhin werden die Manager bei Twitter nervös - und bauen Stories nach. Die heißen dort Fleets - flying Tweets. Unterdessen breitet sich bei den Social-Media-Agenturen Aktionismus und unter den Influencer:innen ADHS aus. Wer denkt, das Ende der Fahnenstange sei erreicht, irrt allerdings.

Ein Feuerwerk der Funktionalitäten

Instagram - verloren im Optimierungswahn - legt nach und bietet Blogs an. Die heißen Guides. Und spätestens jetzt ist der Knoten geplatzt. Jeder bietet von jedem anderen Portal alle innovativen Funktionen an und plant ein Feuerwerk der Funktionalitäten. YouTube arbeitet an einem Newsfeed, Twitter pushed das Netzwerken unter Business-Kontakten, Stellenanzeigen inklusive. Facebook bietet eh schon Shopping an und überlegt die Übernahme von Amazon und Zalando. Bei WhatsApp können User:innen künftig auch twittern, bloggen und upswipen. Das scheint selbst Jan Böhmermann zu überfordern. Er twittert: “nachricht an den silicon valley: ich kann hier als nutzer nich überall jede story bzw. fleet bespielen.”

Dann kommt Clubhouse. Quasi ein Quasselclub für Live-Podcasts. Zwar ohne Beschwerde-Funktion bei Hatespeech oder Belästigungen, aber das ist den User:innen egal. Um Invites wird gerungen und auf Twitter gebettelt. Clubhouse-Invites werden sogar bei eBay gehandelt - für Preise bis zu 250 Dollar. Einzig: Ausschließlich Apple-Nutzer können mitmachen. Wer drin ist, lädt bereitwillig die Telefonnummern seiner Kontakte auf die Plattfom. Das spornt Twitter an. Die Entwickler des Kurznachrichten-Dienstes entwickeln Twitter Spaces.

Und die Social Media-Agenturen überlegen, wie sie all das ihren Kunden anbieten können. Die Unternehmensvertreter:innen wiederum rufen laut um Hilfe und fordern, dass doch - wie früher - einfach alle Inhalte auf allen Plattformen und Formaten ausgespielt werden. Effizienz geht vor Plattform-Individualität. Man findet ja eh überall den selben Brei. Nur Donald Trump flüstert: A BIG WIN!

Microsoft steigt ins Social Media-Game ein

Den Machern der Networks ist inzwischen alles egal. Google kündigt eine neue Suchmaschine an - rein zum Durchsuchen von Formaten, Stories, Blogs, Snaps, Guides, Shorts, Fleets, Fluffs, Tellers und Snorps. Name: Google Vitevite.

Dann kommt der Knüller. Microsoft steigt ins Social Media-Game ein. In Outlook wandelt sich ab sofort jede E-Mail in jegliches Format zum Posting. Um Nutzer:innen zu entlasten, müssen diese nicht mehr selbst posten - das wird automatisch erledigt. Natürlich möchte man nicht jeden persönlichen Inhalt auf allen Channels in allen Formaten sehen. Das, was Engagement erzeugt, entscheidet Microsoft mit seiner künstlichen Intelligenz. Service nennt sich das.

Influencer:innen mit Schnappatmung

In besonderen Zeiten, in denen am Computer eh auf fünf Kanälen alles blinkt und bimmelt - Hangouts, Slack, WhatsApp und Teams - stört das niemanden mehr. Endlich achtmal so viele Messages. Die Influencer:innen sitzen derweil verzweifelt vor dem Smartphone und suggerieren: Schnappatmung.

Denn: Wer liked das alles? Die Erlösung: An der Ich-like-einfach-alles-App arbeitet längst die Deutsche Telekom. Fehlt nur noch die App, die alles von selbst kommentiert. Und repostet! Awesome, I like!

2nd reading: Social media companies all starting to look the same

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