Social Media & Model Business

Charleen Weiss: "Die Mehrzahl der Nachrichten in meinem Postfach sind Liebeserklärungen und Heiratsanträge von fremden Männern"

Franziska Gajek
Von Franziska Gajek
02.09.2021 / 14:54 Uhr

Charleen Weiss - kurz Charlie - reist um die Welt, arbeitet als Model, feiert Erfolge bei Instagram und schreibt nebenbei Gedichte. Doch mit dem Erfolg und den Follower:innen kommen auch Entscheidungen. Welcher Content gehört auf ein Instagram-Profil, das wie ein Portfolio funktioniert? Und wie sieht die passende Reaktion auf Fans aus, die Einblicke in das Privatleben fordern oder deren Bemühungen bedrohliche Züge annehmen? Darüber haben wir mit Charleen im Interview gesprochen.

Crew-Member Franzi verabredet sich mit Charlie zum Video-Call. Die beiden sprechen über Social Media, Video-Content und das Thema Privatsphäre.   Copyright: mf mgmt & Tobias Dick

styleranking: Starten wir mit einer Schnellfragerunde. Mein tollster Model-Job war…

Charleen Weiss: ...auf einer Privatinsel in Kolumbien.

styleranking: Um mich zu entspannen…

Charleen Weiss: ...nehme ich mir gerne ,,antisoziale Zeit”. Das bedeutet alleine sein, ein bisschen Musik hören und mit niemandem reden.

styleranking: Mein größtes Laster ist…

Charleen Weiss: … dass ich ein bisschen faul bin.

styleranking: Wobei genau?

Charleen Weiss: Ich brauche manchmal zu lange, um auf WhatsApp-Nachrichten zu antworten. Ich schiebe gerne Sachen vor mir her oder denke, dass ich Dinge auch morgen erledigen kann. Ohne dieses Laster wäre ich im Leben sicher woanders. (lacht)

styleranking: Ich schätze an Menschen, wenn sie…

Charleen Weiss: ...ehrlich sind.

styleranking: Ich kann nicht leiden, wenn...

Charleen Weiss: … betrunkene Männer durch die Gegend stolpern und alle anlabern oder anmachen.

styleranking: Wäre ich eine Superheldin, könnte ich…

Charleen Weiss: …fliegen, teleportieren und irgendwas mit Lasern anstellen.

styleranking: Ich kann nicht…

Charleen Weiss: …singen, tue es unter der Dusche aber trotzdem.

styleranking: Mir ist peinlich, dass…

Charleen Weiss: Ich habe erst überlegt, ob es mir peinlich ist, aus Sachsen zu kommen. Aber ich finde es eigentlich toll. Mir ist nichts peinlich.

Auf Instagram folgen Charlie Weiss über 200k Follower:innen.   Copyright: mf mgmt & Tobias Dick

styleranking: Worauf legst du gerade beruflich deinen Fokus?

Charleen Weiss: Ich mache nur noch Produktionen, die Sinn ergeben. Bilder auf TFP-Basis habe ich hinter mir gelassen. Mir ist es wichtig, professionell zu arbeiten.

styleranking: Wie wichtig ist dein Instagram-Account für deinen Job als Model?

Charleen Weiss: Heutzutage kommt es darauf an, welche Art Model man ist. Da ich aufgrund meiner Größe als Laufstegmodel ausscheide, hat Instagram einen großen Einfluss auf meine Karriere – vor allem im kommerziellen Bereich.

styleranking: Fragen die Kunden nach deinen Instagram-Follower:innen?

Charleen Weiss: Ja, das hat vor circa sechs Jahren begonnen. Damals musste ich beim Casting in London ein Sheet ausfüllen, das auch Angaben zum Instagram-Account abgefragt hat. Da habe ich gemerkt, dass sich die Kunden mehr mit Social Media befassen.

"Ich merke an meinen Statistiken, dass Reels und Stories meine Engagement-Rate antreiben"

styleranking: Wenn dein Account die Funktion eines Portfolios übernimmt – wie wählst du aus, was du bei Instagram zeigst?

Charleen Weiss: Ich habe darüber nachgedacht, keine Zigaretten-Bilder mehr hochzuladen – auch, wenn ich die Ästhetik der Bilder mag. Ich denke, dass das einige Kunden ablehnen. Natürlich hinterfrage ich, was ich poste und wie viel ich von mir zeige, z.B. bei Bikini-Bildern. Ich mache mir Gedanken zu meinen Captions, mag es aber auch, meinen Account mit Humor aufzulockern. Dazu nutze ich vor allem meine Story. Dort werde ich im Gegensatz zu meinem Feed persönlicher.

styleranking: Wo ziehst du die Grenze in Sachen Privatleben?

Charleen Weiss: Wenn ich mit meiner Schwester oder Mama unterwegs bin, zeige ich das. Alles darüber hinaus, beispielsweise Inhalte zu meinen Großeltern, bleiben privat.

styleranking: Wie wichtig sind Video-Inhalte für deinen Account?

Charleen Weiss: Ich merke an meinen Statistiken, dass Reels und Stories meine Engagement-Rate antreiben. Wenn ich mehr Fotos hochlade, sinkt die Interaktion. Bei TikTok war ich zu Beginn skeptisch und dachte: Tanzvideos? Who needs that? Jetzt finde ich die App toll, habe allerdings zu wenig Geduld, um eigene Videos zu kreieren. Ich arbeite aber daran, mehr in Videos zu denken und aus Fotoideen Bewegtbild zu machen. Die Umstellung fällt mir allerdings schwer.

Charlie Weiss wird von der Agentur mf mgmt betreut. Ein Interview mit dem Gründer Michael Fassl gibt's hier.   Copyright: mf mgmt & Tobias Dick

styleranking: Welchen Content schaust du dir als Followerin bei TikTok oder den Reels an?

Charleen Weiss: Ich schaue mir gerne Reisevideos an. Vorher-Nachher-Effekte von Wohnungen feiere ich auch. In meinem Feed gibt’s auch Comedy und viele Tier-Videos. Styling- und Make-up-Content finde ich langweilig. Das liegt sicher an meinem Job.

styleranking: Bei Pinterest finden sich auch einige Bilder von dir. Bespielst du die Plattform aktiv oder laden Fans und Kunden den Content dort hoch?

Charleen Weiss: Tatsächlich letzteres. Ich lasse mich natürlich gern bei Pinterest inspirieren und habe dann irgendwann Fotos von mir entdeckt. Ich fand Accounts von irgendwelchen mir unbekannten Menschen, die meine Instagram-Bilder dort hochgeladen haben. Auch Fotografen oder Kunden teilen bei Pinterest Shooting-Bilder von mir.

styleranking: Wie fühlt es sich an, die Hoheit über das eigene Bildmaterial abgeben zu müssen?

Charleen Weiss: Das hängt sehr von den Fotos ab. Auf Pinterest gibt es ein bis zwei Fotos, die ich lieber aus dem Internet entfernen würde. Darin sehe ich tatsächlich einen Eingriff in meine Privatsphäre. Ich finde es frech, Sachen von mir hochzuladen, ohne dies abzusprechen. Darin liegt der Grund dafür, dass ich auf Social Media so wenig privat wie möglich bleibe. Ich habe gemerkt, dass fremde Menschen kaum Respekt vor meiner Privatsphäre haben. Du weißt nie, was andere aus deinen Inhalten machen.

"Wenn ich auf DMs reagiere, finden viele den Absprung nicht und denken, dass wir Freunde wären"

styleranking: Welche Fragen stellen deine Follower:innen in den DMs?

Charleen Weiss: Ab und zu geht es um meine Outfits. Die Mehrzahl der Nachrichten in meinem Postfach sind Liebeserklärungen und Heiratsanträge von fremden Männern. Das verstehe ich nicht – auch dann nicht, wenn sich jemand einen Spaß erlaubt. Darüber hinaus fragen mich Fotografen an. Allerdings sollten solche Anfragen über mein Management laufen. Der Großteil besteht aus Männern, die mir Komplimente machen oder jungen Mädchen, die mich als Vorbild nehmen, auch modeln möchten und mich nach Tipps fragen.

styleranking: Wie gehst du damit um?

Charleen Weiss: Früher habe ich mehr geantwortet und Tipps zum Modeln geteilt. Mittlerweile verzichte ich darauf, wildfremden Menschen zu schreiben. Ich möchte wenig von mir preisgeben. Wenn ich auf DMs reagiere, finden viele den Absprung nicht und denken, dass wir Freunde wären. Das ist mir zu viel. Die Grenzen verschwimmen. Anstelle von privaten Antworten greife ich lieber auf öffentliche Q&As zurück.

styleranking: Fühlst du dich auf der Plattform Instagram sicher?

Charleen Weiss: Es existieren sehr gute Tools, die ermöglichen, Personen einzuschränken. Funktionen wie “blockieren” und “melden” sind hilfreich. Allerdings haben die Sicherheitsvorkehrungen Lücken. Vor einiger Zeit hat sich ein Typ 25 neue Accounts erstellt und dazu jedes Mal eine leicht abgewandelte Mail-Adresse genutzt. So konnte er mir immer wieder schreiben. Das fühlte sich nach Stalking an. Die Nachrichten waren ziemlich verrückt, mir wurden Sklavenangebote gemacht. In dieser Situation hätte ich mir mehr Schutz gewünscht. Ich wusste ja nicht, ob er meine Adresse hätte rausfinden können.

styleranking: Wir sprechen viel über die Verantwortung von Creators und wenig über die der Follower:innen, übergriffiges Verhalten zu unterlassen.

Charleen Weiss: Ich finde diesen Ansatz wichtig. Natürlich muss die Verantwortung der Influencer:innen hinterfragt werden. Aber die Beziehung funktioniert wechselseitig.

styleranking: Auf deinem Zweitaccount veröffentlichst du Lyrik. Möchtest du das weiter ausbauen?

Charleen Weiss: Ja, das würde ich gern. Allerdings leben meine Gedichte von Inspiration. Davon gab es in den vergangenen 1, 5 Jahren deutlich weniger. Ich betrachte die Lyrik als Hobby. Wenn mein Kopf anfängt irgendwelche Sätze zu dichten, schreibe ich sie auf, forme sie und poste sie auf diesem zweiten Account.

styleranking: Brauchst du Einflüsse von außen, um dich inspiriert zu fühlen?

Charleen Weiss: Ja, Reisen zum Beispiel. Es müssen keine langen Flugzeugreisen sein. Die Zugfahrt in eine andere Stadt reicht aus. Schon dort kommen mir andere Gedanken, als in den eigenen vier Wänden.

styleranking: In deiner TikTok-Bio steht, dass du “plant based” isst. Wird deine Ernährung von deinen Follower:innen thematisiert?

Charleen Weiss: Tatsächlich weniger, als man annehmen würde. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich von Fleisch, Fisch und Milch ernährt. Ich bin erst später darauf gekommen, diesen Konsum abzusetzen. Das wird aber wenig thematisiert.

Einmal im halben Jahr erreichen mich Kommentare wie: Schöne Knochen. Sowas lässt mich kalt. Mein Körper war schon immer so, wie er jetzt ist. Ich kann nachts eine Pizza essen und abends eine riesen Packungen Ben & Jerry's. Mehr als zwei Kilo nehme ich nicht zu.

Hinsichtlich des Veganismus und der vegetarischen Ernährung habe ich das Gefühl, dass die Leute ein wenig aufgeschlossener sind. Auch meine Großeltern und meine Mutter verwenden Milch- oder Butterersatzprodukte. Wenn sie Fleisch kaufen, achten sie auf die Qualität. Ich finde gut, dass auch andere Generationen anfangen umzudenken.

"Ich hoffe, dass junge Mädchen bestärkt werden, sich selbst zu akzeptieren"

styleranking: Findest du, dass sich die Akzeptanz diverser Körper auf den sozialen Netzwerken verändert hat?

Charleen Weiss: Ich hoffe sehr. Ich finde es mega gut, dass alle möglichen Körperformen gezeigt werden. Das unterstütze ich, gerade weil Social Media unser Bild von Schönheit so krass beeinflusst. Deswegen ist es umso wichtiger, dass sich Leute zeigen, wie sie sind - mit Orangenhaut, Dehnungsstreifen, Pickeln und Körperbehaarung. Klar haben Frauen auch Haare am Körper, ist doch logisch. Ich hoffe, dass junge Mädchen bestärkt werden, sich selbst zu akzeptieren. Da muss auf Social Media noch einiges passieren. Ich sehe noch zu viele Frauen mit schmalen Hüften, riesigen Pos und straffer Haut.

styleranking: Wie nimmst du diese Diskussion in der Model-Branche wahr?

Charleen Weiss: Da muss ich zwischen dem kommerziellen Bereich und dem High Fashion-Bereich unterscheiden. Bei High Fashion zählen Größe und Umfang. Du darfst kaum von der Norm abweichen. Im kommerziellen Bereich findet hingegen ein Umdenken zu mehr Diversity statt.

styleranking: Wenn du dir einen Job aussuchen dürftest, welcher wäre es?

Charleen Weiss: Ich würde gerne Netflix als Kunden haben und die Hauptrolle in einer Serie spielen.

styleranking: Hast du Schauspiel-Ambitionen?

Charleen Weiss: Ich war in London auf einer Schauspielschule und es hat mir sehr gefallen. In Deutschland habe ich mich dann wieder aufs Modeln konzentriert. Aber die Leidenschaft fürs Schauspielern habe ich schon, seitdem ich klein bin.

styleranking: Vielen Dank für das Interview, Charleen.

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