Influencer Interview

Dee Jaxon: "Meine Sorgen finden wenig Platz bei Instagram - ein Konflikt für mich"

Franziska Gajek
Von Franziska Gajek
29.03.2021 / 12:05 Uhr

"My captions more valuable than pics", steht in der Instagram-Bio von Influencer Dee Jaxon. Dabei sehen seine Bilder - das wird auf den ersten Blick klar - sehr wertig aus. Dee aber gehört zu den Creators, auf die sich ein zweiter Blick lohnt. Denn hinter Sixpack-Bildern oder Workout-Reels steckt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Achtsamkeit.

Wir verabreden uns mit Dee zum Telefon-Interview und sprechen über Verantwortung im Kontext von Content rund um Körper und Gesundheit. Wir erfahren, warum sich Dee auf positive Vibes konzentriert, was er von Körpervielfalt hält und wofür der erfolgreiche Creator dankbar ist.

131k Follower:innen verzeichnet David Jackson, wie er mit vollem Namen heißt, aktuell auf seinem Instagram-Account. Was seine Community auszeichnet, erzählt er im Interview.   Copyright: Dee Jaxon

styleranking: Was zeichnet deinen Content aus?

Dee: Mir ist wichtig, dass ich meinen Follower:innen einen Mehrwert biete. Ich möchte zu Sport und Bewegung motivieren und gleichzeitig mit einem ästhetischen Feed inspirieren.

styleranking: Wie bewertest du deine Verantwortung, wenn du Fitnessübungen oder Ernährungstipps bei Instagram teilst?

Dee: Ich achte darauf, Übungen vereinfacht darzustellen. Bei komplexen Übungen erläutere ich im Detail, was wichtig ist. Ich betone stets, dass sich - bei aller Motivation - niemand übernehmen sollte und man sich lieber langsam herantastet.

styleranking: Für welchen Trainingsstand sind deine Anleitungen geeignet?

Dee: Gerade die Situation im vergangenen Jahr hat bewirkt, dass ich viele Übungen für Anfänger:innen teile. Bodyweight-Übungen und alles, was ohne Equipment funktioniert, kommen gut an. Viele Übungen lassen sich über mehr oder weniger Intensität auch auf verschiedene Trainingsstände anwenden. Wer regelmäßig Sport treibt, sucht natürlich neue Herausforderungen.

styleranking: Welche Social Media-Kanäle eignen sich am besten, um Workout-Content zu teilen?

Dee: Durch die Reels sehe ich mehr Fitness-Content bei Instagram. Wenn es um Trainingsroutinen geht, sind die Creators bei YouTube vorne dabei.

styleranking: Welche Fitness-Trends beobachtest du gerade in den sozialen Medien?

Dee: Ich habe in Hamburg mal an einem Dance-Workout teilgenommen und beobachte das momentan sehr häufig in den sozialen Netzwerken. Tanzen bringt einen großen Spaßfaktor mit sich, das schätzen viele Menschen. Außerdem funktionieren Challenges gut. Hier spielt die gegenseitige Motivation eine tragende Rolle.

styleranking: Könntest du dir vorstellen, auch Dance Workouts zu teilen?

Dee: Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, aber die Anleitung überlasse ich lieber den Profis. (lacht)

"Der größte Austausch bezieht sich auf das Thema Mindfulness"

styleranking: Welche Themen sind speziell in deiner Community wichtig?

Dee: Ich bekomme natürlich viele Nachrichten zu Übungen oder Fitness-Routinen. Der größte Austausch aber bezieht sich auf das Thema Mindfulness. Dazu erreichen mich auch sehr lange und ausführliche Nachrichten von meinen Follower:innen.

styleranking: Wie definierst du den Begriff Mindfulness für dich?

Dee: Ich denke, Achtsamkeit trifft es am besten. Es geht darum, ein Bewusstsein für sich, sein Umfeld und seine Beziehungen aufzubauen.

styleranking: Was bringt es, sich damit auseinanderzusetzen?

Dee: Es fördert das mentale Wohlbefinden und sorgt dafür, dass man bewusster durchs Leben geht, sich selbst reflektiert und damit die Beziehung zu sich und zu anderen positiv beeinflusst.

styleranking: Was kann ich tun, wenn ich mir heute vornehme, achtsamer durchs Leben zu gehen?

Dee: Mein Credo lautet: Jeder Mensch sollte jeden einzelnen Tag etwas Zeit nur für sich einplanen. Das machen wir alle viel zu selten. Es geht darum, in sich reinzuhören und zu erkennen, was man gerade fühlt und welche Gedanken man hat. Diese Gedanken und Gefühle sollte man ganz bewusst wahrnehmen. Dadurch lässt sich viel besser erkennen, was einen gerade aus welchem Grund belastet. Eine weitere Option kann sein, diese Gefühle aufzuschreiben. Wer loslegen will kann z.B. überlegen: Wofür bin ich heute dankbar? Ich mache das jeden Tag. Das hilft, den Tag positiv zu beenden und nicht frustriert ins Bett zu gehen.

styleranking: Warum fällt es uns oft so schwer, achtsam durchs Leben zu gehen?

Dee: Wir streben nach höher, weiter, schneller. Das hindert uns daran, dankbar für die Liebe von Freunden oder Familie, für Gesundheit und Wohlstand sein zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass wir durch Digitalisierung und soziale Netzwerke einem ständigen Vergleich mit anderen ausgesetzt sind. Viele zeigen dort nur die besten Momente aus ihrem Leben. Das ist aber eine Illusion. Deswegen finde ich es wichtig, die eigene Realität nicht aus dem Blick zu verlieren. Wir alle haben Tage, die perfekt laufen und andere, die sich katastrophal anfühlen. Das zu normalisieren, finde ich wichtig.

styleranking: Für welche drei Dinge bist du heute dankbar?

Dee: Dafür, gesund zu sein. Ich bin dankbar, dass ich in dieser schwierigen Zeit trotzdem arbeiten und meinem Job nachgehen kann. Und ich bin dankbar, dass ich Menschen erreiche, die mir zuhören und mit mir in den Austausch gehen wollen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

styleranking: Du sprichst den permanenten Vergleich in den sozialen Medien an. Bist du als Influencer Teil des Problems?

Dee: Meine Absicht liegt eher in Motivation und Inspiration, als darin, Druck auszuüben. Ich betone deswegen stets, dass mein Weg nicht der einzig Richtige ist, dass auch ich unvollkommen bin, stets an mir arbeite und es viel mehr um die Learnings auf der individuellen Reise geht als um ein "Ziel". Was meine Follower:innen heute sehen, ist das Ergebnis eines Prozesses, der viele Jahre gedauert hat. Disziplin war dabei essentiell wichtig. Genau das zeige ich: Es ist möglich - z.B. im sportlichen Bereich - Erfolge zu feiern, wenn man etwas dafür tut. Wer Motivation findet, kann Ziele erreichen und sich Wünsche erfüllen. Dazu will ich anregen. Ästhetik steht dabei nicht im Mittelpunkt. Bewegung tut der Gesundheit gut, der Blick auf das geistige Wohlbefinden auch. Balance ist das Zauberwort. Natürlich sitze auch ich mal auf der Couch oder esse Burger. Mir ist wichtig, ein realistisches Bild zu vermitteln und keinen Druck aufzubauen. Ich bin kein Fan von Extremen.

"Ich denke, dass wir uns von Idealbildern verabschieden sollten"

styleranking: Findest du, dass bei Instagram ausreichend diverse Körper gezeigt werden?

Dee: lch finde, dass sich diese Thematik in die richtige Richtung entwickelt und das ist toll. Grundsätzlich befürworte ich, dass dieses beschränkte Schubladendenken abflacht und darin nicht nur ein Trend besteht, sondern Menschen offener sind und verstehen, dass es kein "Ideal" gibt. Wir sind alle verschieden und das ist schön so! Es ist weiterhin ein Prozess und man muss dranbleiben und darf nicht müde werden, das zu kommunizieren und dafür einzustehen. Dieses Problem ist tief verankert. Wir sind dennoch auf einem guten Weg. Ich sehe viele tolle Creators auf der Plattform, die vielfältigen Content zeigen. Am Ende geht es ja ohnehin um den individuellen Geschmack, um Gesundheit und Wohlbefinden. Die Optik sollte nicht im Fokus stehen.

styleranking: Kann der Fokus auf Achtsamkeit helfen, sich genau darauf zu fokussieren?

Dee: Absolut. Primär geht es um Selbstreflexion und darum, in sich reinzuhören um zu erkennen, was einem gut tut. Die Gründe warum Menschen Sport treiben, können sehr vielseitig sein - sei es aus beruflichen Gründen, weil man eine Leidenschaft hegt, weil man anderen imponieren möchte. Am wichtigsten aber ist, sich zu bewegen, weil es einem selbst gut tut. Wir haben nur einen Körper, einen Geist, einen Kopf - all das sollten wir gesund halten. Dazu muss man sich nicht tot laufen. Es gibt genügend Leute, die total durchtrainiert sind und denen es trotzdem nicht gut geht. Deswegen müssen wir Körper UND Geist Aufmerksamkeit schenken. Es geht um das Zusammenspiel.

Influencer Dee Jaxon konzentriert sich bei seinem Content hauptsächlich auf die verschiedenen Tools von Instagram.   Copyright: Dee Jaxon

styleranking: Hilft Bewegung, das mentale Wohlbefinden zu fördern?

Dee: Ja - und das kann ganz unterschiedlich funktionieren. Zum Beispiel mit regelmäßigen Spaziergängen. Wer keine Routinen mag, kann öfter neue Sportarten ausprobieren. Wichtig ist: Das mentale Wohlbefinden lässt sich nie an der Optik eines Menschen ablesen.

styleranking: Woher nimmst du das Know-how zu Themen wie Mindfulness oder Fitness?

Dee: Es ist ein Mix aus eigenen Erfahrungen, Selbstreflexion und Weiterbildung. Mit zunehmendem Interesse betreibt man natürlich auch mehr Recherche. Ich lese viele Artikel dazu, befasse mich mit Quellen und gehe in den Austausch mit anderen. Dieser Prozess endet wohl nie.

"Ich merke, dass ich momentan deutlich weniger shoppe und kaum noch Hemden bügeln muss"

styleranking: Du teilst auch Fashion-Content bei Instagram. Welche Bedeutung hat Mode für dich?

Dee: Fashion ist für mich eine große Leidenschaft. Ich habe früher gemodelt und bin froh, dass ich dieses Hobby auf Instagram weiter ausleben kann. Hier kann ich meine Kreativität einfließen lassen. Mir macht es auch Spaß, im Rahmen eines Briefings zu arbeiten, was ich z.B. von Kooperationspartnern aus dem Bereich Mode erhalte.

styleranking: Lebst du deine Freude an Mode nur auf Instagram aus oder auch im Alltag?

Dee: Gerade jetzt, wo wenige Events stattfinden, ist Instagram der perfekte Ort für außergewöhnliche Looks. Vor Corona habe ich Outfits gezeigt, die ich tatsächlich auf Veranstaltungen getragen habe. Momentan trage ich die Looks dann wirklich nur zum Spazierengehen oder für die Fotos. Ich merke, dass ich momentan deutlich weniger shoppe und kaum noch Hemden bügeln muss, weil es so wenig Anlässe gibt, diese zu tragen. (lacht) Hin und wieder tut es aber gut, etwas Schönes anzuziehen - das motiviert mich und verhindert, dass ich den Kopf in den Sand stecke. Weiterhin Inspiration zu teilen ist mir wichtig. So bleibe ich hoffnungsvoll, dass eines Tages wieder entsprechende Events stattfinden können.

styleranking: Wo ziehst du bei deinem Content die Grenze der Privatsphäre?

Dee: Ich teile wirklich viel mit meiner Community. Dabei versuche ich aber positiv zu bleiben. Meine Sorgen haben wenig Platz bei Instagram, genauso wie Themen, die stark polarisieren. Das ist ein Konflikt für mich. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich mit meiner Reichweite eine gewisse Verantwortung habe, gesellschaftliche Themen aufzugreifen. Auf der anderen Seite bin ich der Überzeugung, dass uns die permanente Konfrontation mit negativen Nachrichten und Konflikten via Social Media überfordert. Wir sehen heute an einem Tag so viele Unfälle, Leid, Armut, Tod und Krieg, wie die Menschen früher ihr ganzes Leben nicht. Das ist nicht gut für’s mentale Wohlbefinden. Natürlich gibt es Leute, die das besser verkraften als andere. Aber ich fokussiere mich auf positive Vibes und darauf, dass der Besuch auf meinem Account eine positive Experience ist. Wer auf meinen Kanal kommt, weiß, dass er dort Motivation und Inspiration findet. Ich weiß, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist auf der Welt und kommuniziere meinen Follower:innen auch, dass ich gute wie schlechte Tage habe.

styleranking: Wie reagieren Brands darauf?

Dee: Ich merke, dass Kooperationspartner mich dafür mögen, dass ich Fashion-Inspiration und tiefgründige Inhalte wie das Thema Achtsamkeit miteinander verbinde. Sie sagen, ich sei ein moderner Mann mit einem modernen Account. Ich bin sehr dankbar dafür, dass damit nicht ausschließlich meine Reichweite gewertschätzt wird, sondern auch meine Inhalte.

Redakteurin Franzi verabredet sich mit Dee zum Telefoninterview. Dafür nimmt sich Dee extra viel Zeit, um einen Einblick hinter die Kulissen seiner Arbeit zu geben.   Copyright: Dee Jaxon

"Ich würde auch künftig meine Beziehung bei Instagram zeigen"

styleranking: Du bekommst bei Social Media viele Fragen zu deinem Beziehungsstatus. Wie gehst du mit solch privaten Themen und dem Interesse deiner Community daran um?

Dee: Mir ist klar, dass das für viele Menschen interessant ist und ich finde es okay, dass sie danach fragen. Ich habe in der Vergangenheit meine Beziehung offen thematisiert und deshalb sind die Follower:innen natürlich neugierig, wenn sie z.B. eine Frau in meiner Story sehen. Letztendlich ist es ja mir überlassen, bis zu welchem Teil ich das öffentlich machen möchte. Ich würde auch künftig meine Partnerin bei Instagram zeigen - allein schon, weil ich sie nicht verstecken wollen würde wenn sie ein großer Teil meines Lebens ist!

styleranking: Welche persönlichen Ziele stehen auf deiner Agenda?

Dee: Ich wünsche mir, dass der Austausch mit meiner Community so intensiv bleibt, wie jetzt. Ich habe eine große Leidenschaft für die Themen auf meinem Kanal und freue mich, wenn ich mein Wissen weitergeben kann. Natürlich interessieren mich auch noch andere Bereiche, wie Schauspiel und Moderation. Da werde ich in nächster Zeit die Augen offen halten und schauen, ob ich einen Fuß in die Tür bekomme.

styleranking: Vielen Dank für das Interview, Dee.

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